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Defizitäre Souveräne

Herrscherlegitimationen im Konflikt, Dt/engl, Normative Orders 23

Erschienen am 15.02.2018, 1. Auflage 2018
39,95 €
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Bibliografische Daten
ISBN/EAN: 9783593508856
Sprache: Deutsch
Umfang: 357 S.
Format (T/L/B): 2.3 x 21.3 x 14.1 cm
Einband: kartoniertes Buch

Beschreibung

Im Mittelpunkt dieses Bandes steht die Untersuchung von Defizitzuschreibungen gegenüber Herrscherinnen und Herrschern in der Frühen Neuzeit. Diese erlaubt Rückschlüsse auf zeitgenössische Konzeptionen und Rechtfertigungen von Souveränität, deren Behauptung und Durchsetzung, Kontinuität und Wandel. Wie wurden auf verschiedenen Ebenen Herrscherdefizite kommuniziert und bewältigt? Und welche Folgen hatte das für die politische Ordnung?

Autorenportrait

Lena Oetzel ist Universitätsassistentin am Fachbereich Geschichte der Universität Salzburg. Kerstin Weiand ist Akademische Rätin auf Zeit am Fachbereich Neuere Geschichte an der Universität Marburg.

Leseprobe

Vorwort der Herausgeberinnen Der vorliegende Sammelband geht auf eine Tagung zurück, die am 5. und 6. März 2015 am Exzellenzcluster "Normative Orders" in Frankfurt am Main stattfand. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus sieben europäischen Ländern diskutierten hier die Frage, wie Defizite, die individuellen Herrscherinnen und Herrschern in der Frühen Neuzeit zugeschrieben wurden, kommuniziert wurden und welche Bedeutung und Folgen ihnen im Kontext von Personalisierung und Institutionalisierung frühneuzeitlicher Herrschaft zukam. Die Diskussion wurde belebt und angeregt durch den interdisziplinären Dialog vertreten durch Geschichtswissenschaften, Literaturwissenschaften und Kunstgeschichte. Für das große Engagement und die äußerst angenehme Atmosphäre wollen wir uns an dieser Stelle bei allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern herzlich bedanken! Für die Drucklegung konnten wir über den Kreis der Tagungsteilnehmenden hinaus erfreulicherweise weitere Autorinnen und Autoren für unser Thema interessieren und dafür gewinnen, sich mit eigenen Beiträgen an der Publikation zu beteiligen. Dies hat die Perspektive insgesamt nochmals verbreitert. Möglich gemacht wurde die Tagung durch die Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft, der Universität Salzburg sowie des Exzellenzclusters "Normative Orders", das uns zudem einen ganz wunderbaren Rahmen für die Durchführung der Tagung bot. Herrn Prof. Dr. Rainer Forst und Herrn Prof. Dr. Klaus Günther danken wir für die Aufnahme des Sammelbandes in die Publikationsreihe des Exzellenzclusters "Normative Orders". Die Zusammenarbeit mit der Wissenschaftlichen Koordinatorin des Clusters, Frau Rebecca Schmidt, und mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Clusters, insbesondere Herrn Michael Graf, war sehr angenehm und konstruktiv. Daneben wollen wir noch weiteren Personen danken, die an der Drucklegung mitgewirkt haben, insbesondere Tobias Reichert und Joel Hüsemann von der Philipps-Universität Marburg sowie Susanne Höll und Valerie Stejskal von der Universität Salzburg. Die Zusammenarbeit mit der Lektorin des Campus-Verlags, Frau Isabell Trommer, war eine Freude. Marburg und Salzburg, den 25.10.2017 Defizitäre Souveräne: Herrscherlegitimationen im Konflikt Lena Oetzel und Kerstin Weiand Die Diskrepanz zwischen den von der Ideengeschichte vielfach beschriebenen Bestrebungen in der Frühen Neuzeit, rechtlich eindeutige Kategorien von Herrschaft und Souveränität zu etablieren einerseits und den legitimatorischen Ambivalenzen von Souveränität auf der Ebene praktischer Herrschaftsausübung andererseits, bildet den Ausgangspunkt dieses Sammelbandes. Im Zentrum steht die Frage, ob und wenn ja wie mangelnde Eindeutigkeit von Souveränität im praktischen wie symbolischen Vollzug von Herrschaft kompensiert wurde. Der Band verlegt die Frage nach der Souveränität damit von den Gipfeln eines ideengeschichtlichen Metadiskurses in die Niederungen konkreter Herrschaftspraxis und fragt nach den Interdependenzen zwischen beiden Ebenen. Er geht davon aus, dass Souveränität mittels Rechtfertigungsnarrativen sichtbar gemacht und kommuniziert werden musste, um Geltung beanspruchen zu können. Nach allgemeinem Geschichtsverständnis zielte die sich seit dem 16. Jahrhundert entwickelnde (natur-)rechtliche Souveränitätslehre, häufig vor dem Hintergrund politischer Krisenerfahrungen, auf die eindeutige Bestimmbarkeit herrscherlicher Autorität. Hier werden die Wurzeln eines Begriffs verortet, der noch heute unsere Kategorien von Politik bestimmt und dessen Genese als eine stringente Abfolge von Denkschritten - beginnend mit Machiavelli oder spätestens mit Bodin - gezeichnet wird. Diese postulierte Eindeutigkeit auf rechtlich-theoretischer Ebene freilich kontrastiert mit einer Ambiguität von Souveränität in der politischen Praxis. Dies betraf in besonderem Maße solche Fürsten, deren rechtliche Legitimation möglicherweise unbestritten, deren Autorität, das heißt die Anerkennung und Akzeptanz ih